Heizungstausch: gewusst wie!

Ein Interview mit Heizungsexperte Ernst Eich

Jede dritte Heizungsanlage in Deutschland ist älter als 20 Jahre. Das bedeutet, dass viele Geräte heute nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Mit fortschreitendem Alter können sie ihre genutzten Brennstoffe nicht optimal einsetzen, verlieren selbst viel Wärme und sind zunehmend ineffizienter. Hier kann eine Modernisierung der Heizung Abhilfe schaffen.

Wann sich eine Heizungsmodernisierung lohnt, welche Fördermittel der Staat bereithält und welche Technologien für eine Heizungsmodernisierung infrage kommen, haben wir Heizungsexperte Ernst Eich von der Schöllgen Haustechnik GmbH aus Alfter gefragt.

Herr Eich, warum sollte ich meine Heizung erneuern?

Eich: Es gibt zahlreiche Gründe, warum Hausbesitzer ihre Heizung modernisieren sollten. Mit einer Investition in die richtige Technik können Hausbesitzer den Heizverbrauch senken und dabei viel Geld sparen. Neue Heizungsanlagen arbeiten effizienter als alte Anlagen, da sie die Brennstoffe besser ausnutzen. Wichtig dabei ist, dass die Heizung zu Haus und Nutzer passen muss.

Ein weiterer Grund für eine Heizungsmodernisierung ist der Faktor Sicherheit. Während die Störanfälligkeit einer alten Heizung ähnlich wie bei einem alten Auto steigt, ist es bei neuer Technologie weniger wahrscheinlich, dass sie vollständig ausfällt.

Neben den finanziellen Vorteilen hilft eine Heizungsmodernisierung langfristig auch, die Auswirkungen auf das Klima zu reduzieren. Dafür sorgen ein geringerer Brennstoffverbrauch, ein niedrigerer CO2-Ausstoß und die Möglichkeit, das Haus auch mit erneuerbaren Energien zu beheizen.

Die Heizung zu modernisieren kann auch den Wohn- und Bedienkomfort erhöhen. Eine sogenannte  digitale Heizung  lässt sich zum Beispiel per App steuern. Durch die digitale Heizungssteuerung können Bewohner zu jeder Tageszeit und von jedem Ort aus die Wunschtemperatur in Räumen separat regulieren. Das bedeutet mehr Komfort als bei einer mechanischen Heizungssteuerung. Oft ist auch die nachträgliche Digitalisierung der Heizungsanlage möglich.

Ist jedes Haus für eine Wärmepumpe geeignet?

Eich:  Grundsätzlich ja, es gibt aber einige Voraussetzungen, die man prüfen sollte, wenn man sein Haus auf das Heizen mit der Wärmepumpe umstellen möchte. Wenn diese nicht erfüllt sind, verbraucht die Heizung übermäßig viel Strom und verursacht daher unnötige Kosten.

Zum einen sollte das Haus grundsätzlich gut gedämmt sein. Ist das nicht der Fall, können trotzdem auch in alten und unsanierten Gebäuden durch verschiedene Dämmmaßnahmen die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe geschaffen werden.

Heizflächen, die mit niedrigen Temperaturen arbeiten sind optimal für den Betrieb der Wärmepumpe. Diese Voraussetzung ist besonders bei Flächenheizung, also Fußbodenheizung oder Wandheizungen bzw. Niedertemperaturheizkörper gegeben.

Allerdings ist es auch möglich die vorhandenen Heizflächen weiter zu nutzen oder durch einen Austausch von einzelnen Heizkörpern die Voraussetzungen für eine Wärmepumpe zu schaffen. Ob Ihr Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist, können Sie auch hier ganz einfach und kostenfrei prüfen lassen: heiz.report

Neben den technischen Voraussetzungen sollten bei einer Wärmepumpe auch die örtlichen Gegebenheiten geprüft werden. Beim Neubau wird dies meist bereits in der Planung des Gebäudes berücksichtigt. Bei Bestandsbauten hingegen muss zuerst überprüft werden, ob ausreichend Platz für die Installation und Aufstellung vorhanden ist.

Insgesamt kann man sagen, damit eine Wärmepumpe die gewünschte Senkung der Heizkosten erreichen kann, müssen sowohl das Gebäude als auch die gewählte Anlage eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen.


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Wann wäre der richtige Zeitpunkt eine Heizungsmodernisierung durchzuführen?

Eich: Wenn die alte Heizungsanlage noch funktioniert, ist es ratsam, frühzeitig mit der Planung der Modernisierung zu beginnen. Frühjahr und Sommer sind die besten Jahreszeiten. Denn in dieser Zeit wird die Wärme im Gebäude allein für die Herstellung von Warmwasser benötigt. Während das Wasser in der Montagezeit auch auf andere Art erhitzt werden kann, bleiben unangenehme Folgen des Heizungsaustauschs aus.

Werden Gasheizungen in Zukunft verboten?

Eich: Seit dem 1. Januar 2024 dürfen in Neubaugebieten nur noch Heizungen mit erneuerbaren Energien eingebaut werden. Für bestehende Gebäude ist die Umstellung auf eine klimafreundliche Heizung mit der Wärmeplanung der Gemeinde verbunden. Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen bis zum 30. Juni 2026 und alle anderen Gemeinden bis zum 30. Juni 2028 eine kommunale Wärmeplanung vorlegen. Falls eine Kommune den geforderten Wärmeplan früher beschließt, beginnt die Pflicht für die Eigentümer entsprechend früher.

Falls die Heizungsanlage älter als 30 Jahre ist, muss sie vom Gesetzgeber her ausgetauscht werden. Gemäß dem Gebäudeenergiegesetz, das am 01.11.2020 in Kraft getreten ist, ist es untersagt, Heizungen in diesem Alter zu betreiben. Zu den Ausnahmen gehören Brennwertkessel und Niedertemperaturkessel.

Muss ich eine Wärmepumpe einbauen?

Eich: Nein, eine funktionierende Öl- und Gasheizung darf wie bisher weiterlaufen. Die Heizung darf so lange betrieben werden, wie sie funktioniert. Wenn eine Reparatur nötig und möglich ist, darf diese auch vollzogen werden. Erst wenn die alte Öl- oder Gasheizung gar nicht mehr zu reparieren ist, muss auf ein moderneres Heizsystem umgestellt werden. Es gibt auch Gebäude, in denen Wärmepumpen keinen Sinn machen, oft sind hier aber die bewährten Pelletanlagen mit nahezu null Staubemissionen eine sehr gute Alternative.


Was passiert mit der Wärmepumpe bei drohenden Abschaltzeiten?

Eich: Wir planen unsere Heizungsanlagen grundsätzlich hochwertig mit Pufferspeicher, um eine 2-stündige Unterbrechung überbrücken zu können. Ein Pufferspeicher kann die erzeugte Wärme zwischenspeichern. Das empfiehlt sich in der Regel immer, denn der Netzbetreiber kann die Wärmepumpe stundenweise vom Netz nehmen. Die Zwischenspeicherung überbrückt diese Zeit. Außerdem schonen die Pausenzeiten die Anlage.

Gibt es Fördermittel vom Staat?

Eich: Ja, es gibt auch weiterhin Fördermittel vom Staat. Derzeit ist es möglich bis zu 70% Zuschuss zu erhalten. Die Grundförderung für den Austausch einer fossilen Heizung durch eine klimafreundliche Heizung auf Basis erneuerbarer Energien beträgt aktuell 30 Prozent.